Sitar & Yoga

Am Ufer der Stille

Eine Möglichkeit, unsere innere Anschauungsfähigkeit zu schulen, unser Bildvermögen, bietet die Musik. Und in dieser bietet das wieder in besonderer Weise die indische Musik.

Erinnern wir uns an die Yogis und Sänger, die dem Ton, der Tonsilbe, dem Klang ganz anders nachlauschen als wir "Abendländer". Indische Musik führt den Ton nach innen, die Töne zeigen ihre Vorder- und ihre Rückseite, manchmal steigen sie vorwärtsgerichtet eine indische Tonskala empor und manchmal scheinen sie rückwärts zu gehen. Sie wechseln auch ihre Farbe. Das weiße C auf der Tastatur unseres Pianos klingt dort auch "blau", Manchmal "rot". Andere klingen eher wie "grün ".

Ton für Ton wird frei erzählend die Tonreihe entfaltet, wird die Beziehung der Töne zueinander vorgestellt. Dann beginnt die tonale Weise, der Raga, zu pulsieren, nun werden die Töne auch in ihrer zeitlichen Struktur entfaltet. Die Tablas treten hinzu; immer wieder treffen nach einer bestimmten Zahl von Schlägen, 16 Schläge, 6 Schläge, 14 oder auch 10 Schläge, die "1" des Ragas und der Tablas aufeinander. Ein Abbild des kosmischen Tanzes und des tanzenden Gottes, der beständig Wer-den und Vergehen der Welt an den Himmel malt und seine Hand zum Segen und zur Rettung den Menschen reicht. Eine musikalische Ost-West-Begegnung wird die Interpretation des mittelalterlichen Chorals "Nun bitten wir den Heiligen Geist " auf Sitar und Tabla sein.

Ein Wort eines Hindu, der sich zugleich als Christ versteht: Es ist nicht unsere Aufgabe, einander näher zu kommen, so wenig wie Sonne und Mond zueinanderkommen oder Meer und Land. Unser Ziel ist, einander zu erkennen und einer im anderen das zu sehen und ehren zu lernen, was er ist: des anderen Gegenstück und Ergänzung und Teilbild Gottes.
Instrumente: Der Sitar (pers. "drei Saiten")ist ein obertonhaltiges Saiteninstrument der klassischen Musik Indiens. Die beweglichen und gebogenen Bünde ermöglichen das charakteristische Spiel "zwischen den Tönen". Die Tabla ( aus arabisch abl, "Trommel") ist ein Schlaginstrument der nordindischen Musik. Sie besteht aus zwei kleinen Kesseltrommeln. Sie verfügt über ein großes Klangspektrum. Indische Rhythmik ist als Sprache zu verstehen, nicht als Takt in unserem Sinne. Die Tanpura (Langhalslaute) ist ein obertonhaltiges Saiteninstrument, das zur Orientierung auf den Grundton verhilft und beständig die Bordunquinte des Raga spielt. Eine wunderbare Ergänzung zur indischen Musik ist die ebenfalls sehr obertonreiche Handpan. Dieses neue Instrument aus dem 21. Jahrhundert besteht aus Metallschalen mit eingeschlagenen Klangflächen und wird mit Fingern (Hand) gespielt. Es entsteht ein warmer Klang mit nahezu mystischem Sound.

Weitere Infos: Prof. Dr. Norbert Ammermann, ev. Pfarrer, an@norbert-ammermann.de und www.musikklang.de.

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